Jobcenter setzt auf Gesundheitsförderung

Gütersloh. "Rund 40 Prozent aller Langzeitarbeitslosen haben auch mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen - entweder vorübergehend oder chronisch." Fred Kupczyk, Dezernent Jobcenter Kreis Gütersloh, beschreibt den Zusammenhang zwischen gesundheitlichen Beeinträchtigungen und Arbeitslosigkeit, den jüngst eine Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) belegt hat. "Damit verstärkt sich das Problem, zurück in Arbeit zu kommen." Jetzt will das Jobcenter mit Unterstützung der Gesetzlichen Krankenversicherungen gegensteuern. Zusammen mit Dr. Monique Faryn-Wewel vom GKV Spitzenverband unterschrieb Kupczyk eine Vereinbarung, die Langzeitarbeitslosen zahlreiche gesundheitsfördernde Maßnahmen eröffnet. Das gemeinsame Ziel der Kooperationspartner lautet: Mit verbesserter Gesundheit die Beschäftigungschancen erhöhen.


"Gerade Langzeitarbeitslose haben es daher häufig extrem schwer, sich flexibel und belastbar den Anforderungen des Arbeitsmarktes zu stellen", erklärt Hilde Knüwe, Beauftragte für Chancengleichheit am Arbeitsmarkt des Jobcenters. Vermehrte Fehltage in der Probezeit wiegen schwer. Die Arbeitsmarktlage ist im Kreis Gütersloh grundsätzlich gut: Arbeitslosenquote 3,9 Prozent im September 2018, davon SGB II-Anteil 2,22 Prozent. Aber auch hier beobachten die Vermittlungsfachkräfte,  dass die berufliche Eingliederung durch gesundheitliche Beeinträchtigungen der Bewerber zusätzlich erschwert wird. Arbeitslose Menschen werden durch herkömmliche Präventions- und Gesundheitsförderungsangebote bislang kaum erreicht. "Wie kommen wir an die Menschen heran", formuliert Dr. Faryn-Wewel die zentrale Frage, die man sich beim GKV Spitzenverband gestellt habe. Antwort: Man muss sie dort abholen, wo sie leben, arbeiten und lernen. Bei Schülern sei das die Schule, bei Langzeitarbeitslosen das Jobcenter und die beauftragten Bildungsträger, die zum Beispiel Qualifizierungsmaßnahmen für Langzeitarbeitslose anböten. 

 

"Mit unseren Gesundheits- und Präventionsangeboten erreichen wir typischerweise die Mittelschicht. Nur einer von 1000 Teilnehmern ist arbeitslos", berichtet Dr. Faryn-Wewel. Das soll sich nun ändern. Die Gesundheitsförderungsangebote sind für arbeitslose Teilnehmer kostenfrei und reichen  von sportlichen Angeboten über Kurse zur gesunden Ernährung und Stressbewältigung bis zu Entwöhnungskursen etwa für Raucher, die aufhören wollen. Dass auch aus Sicht der Krankenkassen eine Notwendigkeit besteht, speziell für Langzeitarbeitslose etwas zu tun, daran besteht für die Expertin kein Zweifel: "Anhaltende Arbeitslosigkeit ist ein gesundheitlicher Risikofaktor." Es läge daher im ureigenen Interesse der Krankenkassen, hier spätere Folgekosten zu vermeiden. Am allermeisten gewinne jedoch jeder Einzelne, wenn er durch die Angebote zu einem gesünderen und besseren Lebensstil fände, ergänzt Kupczyk.

 

Das komplette Kursprogramm findet sich im Internet unter http://heimat-krankenkasse.zentrale-pruefstelle-praevention.de/kurse/ Ansprechpersonen im Kreis Gütersloh sind Dr. Monique Faryn-Wewel 0521/ 16394711 vom GKV-Spitzenverband und Hilde Knüwe 05241/ 854463 (vom Jobcenter Kreis Gütersloh).


Zum Thema: Das GKV-Bündnis für Gesundheit

Das GKV- Bündnis für Gesundheit ist eine gemeinsame Initiative der gesetzlichen Krankenkassen zur Weiterentwicklung und Unterstützung von Gesundheitsförderung und Prävention in Lebenswelten. Das Bündnis fördert dabei u.a. Strukturaufbau und Vernetzungsprozesse, die Entwicklung und Erprobung gesundheitsfördernder Konzepte, insbesondere für sozial und gesundheitlich benachteiligten Zielgruppen, sowie Maßnahmen zur Qualitätssicherung und wissenschaftlichen Evaluation. Der GKV- Spitzenverband hat gemäß § 20 a Abs.3 und 4 SGB V die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung damit beauftragt, die Aufgaben des GKV- Bündnisses für Gesundheit mit Mittel der Krankenkassen umzusetzen.