Renaturierungsmaßnahmen an der Lutter

Lutter fließt bald in Schlangenlinien

Stefan Sibilski (Sachgebietsleiter Kultur- und Wasserbau des Kreises Gütersloh), Ulrike Rediker-Authmann (Abteilung Umwelt des Kreises Gütersloh) und Oliver Juhnke (Abteilung Tiefbau des Kreises Gütersloh) am neuen Flussbett der Lutter.

Die Lutter ist eines von mehreren Gewässern im Kreis Gütersloh, das die Abteilung Tiefbau des Kreises Gütersloh zur Erfüllung der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie renaturiert. Diese gibt vor, dass alle Gewässer der EU-Mitgliedstaaten bis 2027 in einen biologisch und ökologisch guten Zustand gebracht werden. „Dazu gehört ein mäandrierender, also ein geschwungener, Flusslauf mit natürlicher Ufergestaltung, die dem Gewässer die Möglichkeit gibt, sich eigendynamisch zu entwickeln“, erläutert Bauleiter Oliver Juhnke von der Abteilung Tiefbau des Kreises.

Auf der Fläche werden etwa 6.000 Kubikmeter Boden ausgehoben. Dieser wird den örtlichen Landwirten zur Verfügung gestellt.

Eine große Staubwolke umhüllt den Bagger, der schaufelweise Erde auf den Traktoranhänger lädt. Der erste Schritt der Maßnahme, die Schaffung des sogenannten Initialgerinnes, ist in vollem Gange. Der Bodenaushub umfasse etwa 6.000 Kubikmeter, was relativ wenig für eine Maßnahme dieser Größenordnung sei. Da jedoch der neue Flusslauf in einer tief angelegten Fläche entsteht, sei nicht mehr Aushub notwendig. Denn bei Hochwasserständen habe der Fluss noch genügend Raum, eine sogenannte Retentionsfläche, auf den er ausweichen kann. So können Überschwemmungen der anliegenden Flächen verhindert werden.

Aktuell misst die Lutter an dieser Stelle 500 Meter. Im Zuge der Renaturierungsmaßnahmen wird der Fluss auf etwa 1.200 Meter verlängert. „Unser Ziel ist es, den alten Verlauf der Lutter in den neuen zu integrieren“, erklärt Stefan Sibilski, Sachgebietsleiter Kultur- und Wasserbau. Neuer und alter Flusslauf werden zu dem Zweck an einigen Stellen vernetzt. Das alte Flussbett soll abschnittweise verfüllt werden, sodass dort angestaut werden kann. Dazu müsse jedoch erst der Fischbestand umgesiedelt werden. Bevor dann die ersten Teilbereiche des neuen Verlaufes geflutet werden, soll Totholz in die Gräben eingebaut werden. Diese bilden einen Lebensraum für verschiedene Fische und Wasserorganismen und fördern so die Strukturvielfalt des Gewässers.

In Schlangenlinien zieht sich das neue Flussbett durch die Auenfläche. Mit dem sogenannten mäandrierenden Flusslauf kann sich das Gewässer eigendynamisch entwickeln.

Die Renaturierungsmaßnahme an der Lutter entsteht in enger Kooperation mit der Abteilung Umwelt des Kreises Gütersloh, die das angrenzende Naturschutzgebiet Hühnermoor betreut. Das liegt etwas versteckt hinter Bäumen am Rand der neuen Aue. „Es war uns ein Bestreben, die Lutter und das Moor als zwei voneinander profitierende Ökosysteme miteinander zu verknüpfen“, erklärt Ulrike Rediker-Authmann von der Abteilung Umwelt. Die Durchlässigkeit der Lebensräume Moor, Düne und Aue soll zu einer Erhöhung der Artenvielfalt führen. Um dieses Ziel zu unterstützen, ist auch die Biologische Station Gütersloh/Bielefeld in das Projekt involviert. Doch Achtung: Um die Ökohaushalte nicht zu stören, müssen die Lutter, als nährstoffreiches Gewässer, und das Moor, als nährstoffarmer Lebensraum, voneinander getrennt bleiben.

Bereits Ende September sollen die Renaturierungsmaßnahmen an der Lutter abgeschlossen sein. Der abgetragene Boden wird den örtlichen Landwirten zur Verfügung gestellt. Spaziergänger können weiterhin den Pfad entlang des Hühnermoores nutzen. Dort soll auch ein Infostand zur Maßnahme entstehen.