Vortrag von Prof. Dr. Wibke Riekmann zum ehrenamtlichen Engagement

„Jugendliche engagieren sich nicht weniger als früher“ 

Der dritte Engagementbericht des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend wurde 2020 veröffentlicht und befasst sich mit dem Thema ‚Zukunft der Zivilgesellschaft: Junges Engagement im digitalen Zeitalter‘. Riekmann stellte in ihrem Vortrag zur kritischen Betrachtung des Engagements Jugendlicher wesentliche Ergebnisse des Berichts vor. So hätten sich 64 Prozent der befragten Jugendlichen in den vergangenen zwölf Monaten für gesellschaftliche Zwecke eingesetzt. Ebenfalls 64 Prozent der Engagierten seien in klassischen Organisationen und 22 Prozent in online organisierten Gruppen aktiv. Digitales Engagement ersetze also nicht andere Formen des Engagements, sondern ergänze dieses, so Riekmann.

Die Hauptgründe für das Engagement Jugendlicher hätten sich seit dem Beginn der Forschung zum Thema Engagement in den 1980er Jahren nicht verändert, berichtete Riekmann. Einige der Motive seien, dass die Aktivität Spaß machen solle, dass dort andere Menschen sein sollten, die die Engagierten mögen und zudem sei es engagierten Kindern und Jugendlichen wichtig, durch das Engagement etwas bewegen und verändern zu können.

Dieses ist im besonderen Maße durch politische Mitbestimmung möglich. Mit dem Einfluss ehrenamtlichen Engagements auf die Entwicklung der Demokratie beschäftigt sich Riekmann in ihrer aktuellen Forschung, auf die sie im Vortrag ebenfalls einging. Unter anderem stellte sie die These auf, dass es Jugendlichen, die sich sozial engagieren, ermöglicht werden solle, direkt über das Stimmrecht in politischen Parlamenten mitzubestimmen. Die Stimmberechtigten sollten hierzu über ein demokratisches Verfahren ausgewählt werden. So würde etwa aus verschiedenen Bereichen der Jugendarbeit eine Jugendvertretung auf Ebene der Gemeinden, Orts- oder Stadtteile gebildet. Diese wiederum entsendeten eine Vertretung in das Jugendparlament auf Kreisebene und diese solle stimmberechtigt im Jugendhilfeausschuss sein. So entstehe eine direkte Mitbestimmung und Interessensvertretung Jugendlicher auf politischer Ebene und soziales Engagement könnte sich so positiv auf die Demokratie auswirken.

Im Anschluss an Riekmanns Vortrag tauschten sich die Anwesenden in Arbeitsgruppen darüber aus, wie die Einbindung des Engagements Jugendlicher auf der politischen Ebene umgesetzt werden könnte. Zudem wurde darüber gesprochen, auf welche Art und Weise Institutionen wie der Kreisjugendring diese unterstützen könnten.

Bildzeile: Die Referentin Prof. Dr. Wibke Riekmann (rechts) mit den Veranstaltern des Vortrags zum Thema des Engagements Jugendlicher (v.l.): Jörg Teckemeier (Stadt Gütersloh), Jana Ruhe (Kreisjugendring Gütersloh), Torsten Grüter (Kreis Gütersloh) und Manuel Begenat (Stadt Verl). Foto: Kreis Gütersloh