Demografiebericht 2020

Bevölkerung im Kreis Gütersloh wird weiter wachsen – Alterung der Bevölkerung nimmt weiter zu

Der aktuelle Demografiebericht 2020 für den Kreis Gütersloh aktualisiert und ergänzt die Daten aus dem Demografiebericht des Jahres 2015. Im Vordergrund der Berechnungen steht erneut eine Bevölkerungsvorausberechnung für die 13 Städte und Gemeinden des Kreises Gütersloh bis zum Jahr 2040. Die Vorausberechnungen in diesem aktuellen Demografiebericht 2020 unterscheiden sich von anderen Bevölkerungsvorausberechnungen dadurch, dass sie auf den Einwohnerdaten der lokalen Meldeämter basieren, nicht auf den beim Statistischen Landesamt geführten Daten. Erstellt wurde der Bericht wieder von den Gutachtern Dr. Jürgen Flöthmann (Uni Bielefeld) und Reinhard Loos (Deenst GmbH). Der komplette Demografiebericht samt seiner Anhänge ist im Internet nachzulesen.

Der Kreis Gütersloh und die pro Wirtschaft GT unterstützen die 13 Kommunen mit dem Gesamtdemografiebericht für die ganze Region: Nach fünf Jahren dienst jetzt der neue Demografiebericht auch der Diskussion der Region über den Entwurf des Regionalplans der Bezirksregierung Detmold. Der Demografiebericht operiert mit echten Zahlen aus den Einwohnermeldeämtern. Damit werden zukünftige Spielräume für Siedlungsräume begründet.

Bei einem Vergleich mit anderen Vorausberechnungen ist stets zu berücksichtigen, dass diese Daten normalerweise von den Daten der Amtlichen Statistik auf Landesebene abweichen. Die Bevölkerungszahl für den Kreis Gütersloh ist am 31.12.2019 gemäß der Registerdaten um 5.302 Einwohner höher als der entsprechende Wert der Amtlichen Statistik des Statistischen Landesamtes NRW.

Da vor allem die weitere Entwicklung der Zu- und Fortzüge durch eine hohe Unsicherheit gekennzeichnet ist, werden (wie bereits in den vorangegangenen Berichten) zwei Varianten gerechnet. Der einzige Unterschied ist, dass sich in den Annahmen die Anzahl der Zuzüge um etwa 6 Prozent unterscheidet.

Neben den demografischen Analysen und Vorausberechnungen mit den Kennzahlen für die einzelnen Städte und Gemeinden enthält der Bericht separate Kapitel zu den Wanderungsbewegungen, zu Vorausberechnungen für einzelne Ortsteile sowie spezielle Berechnungen für die Bevölkerung im Kindergartenalter.

In der folgenden Abbildung 1 ist die Entwicklung der Bevölkerungszahl im Basiszeitraum 2015 bis 2019 und die vorausberechnete Entwicklung der Bevölkerungszahl bis 2040 nach der unteren Variante dargestellt. Während die Zahl der Einwohner im Kreis Gütersloh in den vergangenen 20 Jahren von 2000 bis 2019 um 5,7 Prozent zugenommen hat, wird für die nächsten 20 Jahre bis 2040 von einem Wachstum von etwa 4 Prozent ausgegangen.

2. Wesentliche Ergebnisse und Aussagen für den Kreis

·         Nach den Vorausberechnungen würde die Bevölkerungszahl des Kreises Gütersloh bis zum Jahr 2040 zwischen 4 Prozent (untere Variante) und 9 Prozent (obere Variante) zunehmen. Die den beiden Varianten zugrunde liegenden Annahmen unterscheiden sich beim Volumen der jährlichen Zuzüge für die einzelnen Gemeinden nur um etwa 6 Prozent. Der Kreis Gütersloh wächst also bis 2040 um mindestens weitere 10.000 Einwohner

·         Die Gutachter rechnen mit zwei Varianten, einer moderaten und einer optimistischen Variante. Die untere Variante orientiert sich am aktuellen Rückgang der Zuzüge in den Kreis, die obere Variante orientiert sich an den Zuzugszahlen der Jahre 2017 bis 2019.

·         Die Veränderung wird in den einzelnen Altersgruppen sehr unterschiedlich erfolgen, sodass insgesamt die Alterung der Bevölkerung weiter zunehmen wird.

·         Die 0- bis 18-jährige Bevölkerung wird in der unteren Variante bis 2040 voraussichtlich um etwa 4 Prozent zunehmen.

·         Die demografisch und ökonomisch wichtige Altersgruppe zwischen 25 und 44 Jahren wird im Zeitraum 2019 bis 2040 in der unteren Variante etwa 3 Prozent abnehmen, die Altersgruppe zwischen 45 und 64 Jahren sogar um etwa 15 Prozent. 

·         Die ältere Bevölkerung zwischen 65 und 79 Jahren wird bereits bis 2030 um 35 Prozent und bis 2040 um insgesamt 44 Prozent zunehmen.

·         Die hochbetagte Bevölkerung (80 Jahre und älter) wird bis 2030 um 10 Prozent zunehmen. Danach folgt ein sehr steiler Anstieg auf insgesamt +46 Prozent gegenüber 2019.

·         Im Kreis gibt es die relativ größte Zuwanderung in Gütersloh und Langenberg.

·         Durch die Flüchtlinge wird die Alterung abgemildert.

·         Als Hauptzuzugsland hat Rumänien in den vergangenen Jahren Polen abgelöst.

·         Die Geburtenrate im Kreisgebiet liegt mit 1,70 (2019) deutlich über dem Bundesdurchschnitt von 1,54. Spitzenwerte bei den Geburtenraten erzielen Harsewinkel und Steinhagen mit mehr als 1,8.

·         Erneut wurde die Bevölkerungsentwicklung in den Ortsteilen in den vergangenen 10 Jahren untersucht, auch hier gibt es bei den Altersstrukturen erhebliche Unterschiede.

·         Die Wanderungen aus und in die Kommunen des Kreises wurden nach Ländern beziehungsweise (im Inland) Kreisen analysiert. Dabei fällt auf, dass im Umfeld einiger großer Betriebe die Arbeitsmigration aus dem Ausland einen besonders hohe Bedeutung hat und dass einige an den Kreisgrenzen liegende Kommunen Wanderungsgewinne aus Nachbarkreisen haben.

Wie sieht die Entwicklung in den einzelnen Kommunen aus?

Die Bevölkerungsentwicklung in den Städten und Gemeinden im Kreisgebiet verlief während der vergangenen Jahre sehr unterschiedlich. Wird das Bevölkerungswachstum in den beiden vergangenen Jahrzehnten 2000 bis 2009 und 2010 bis 2019 getrennt betrachtet, ergeben sich für einzelne Städte und Gemeinden des Kreises deutliche Unterschiede, vor allem aufgrund der unterschiedlichen Einflüsse der Wanderungen. Das Bevölkerungswachstum betrug im Kreis Gütersloh im ersten Jahrzehnt 2,36 Prozent, im zweiten Jahrzehnt war es mit 3,16 Prozent geringfügig höher (siehe Abbildung 2). Während einige Städte und Gemeinden einen starken Anstieg des Bevölkerungswachstums zu verzeichnen hatten (Borgholzhausen, Gütersloh, Langenberg), wiesen andere Kommunen einen deutlichen Rückgang des Bevölkerungswachstums auf (Rheda-Wiedenbrück, Verl). In anderen Städten (Halle/Westf., Rietberg, Schloß Holte-Stukenbrock, Versmold) waren nur geringfügige Veränderungen zu verzeichnen. Die unterschiedliche demografische Ausgangsbasis wirkt sich auf die zukünftige Entwicklung aus.

Geburten- und Wanderungsbilanz bilden die zentralen Determinanten des Wachstums

Die (demografischen) Ursachen für die unterschiedlichen Wachstumsraten liegen einerseits in der Entwicklung der Geburten und Sterbefälle, der sogenannten Geburtenbilanz, andererseits in der Entwicklung der Zu- und Fortzüge, der sogenannten Wanderungsbilanz. Von den 13 Städten und Gemeinden haben lediglich drei noch eine positive Geburtenbilanz, das heißt mehr Geburten als Sterbefälle (Harsewinkel, Rietberg, Verl). Aufgrund der aktuellen Altersstruktur (abnehmende Zahl der Bevölkerung in den Altersjahren mit der höchsten Geburtenwahrscheinlichkeit, dem Elternalter) kann davon ausgegangen werden, dass die Geburtenbilanz in den meisten Städten und Gemeinden weiter abnehmen wird, selbst wenn die Geburtenrate noch etwas steigen sollte. Während in einzelnen Kommunen die Geburtendefizite durch Wanderungsgewinne mehr als ausgeglichen werden (Borgholzhausen, Gütersloh, Langenberg, Rheda-Wiedenbrück, Versmold), reichen die Wanderungsgewinne in anderen Kommunen gerade noch aus, die Geburtendefizite (mindestens teilweise) zu kompensieren (Halle/Westf., Herzebrock-Clarholz). 

Der Einfluss der Zu- Fortzüge auf das Bevölkerungswachstum wird weiter zunehmen. Das Zusammenwirken der beiden skizzierten Komponenten wird in den nächsten 20 Jahren zu sehr unterschiedlichen Verläufen des Bevölkerungswachstums in den Städten und Gemeinden führen, sowohl hinsichtlich der Bevölkerungszahl insgesamt als auch hinsichtlich der einzelnen Altersgruppen (Tabelle 1). In diesem Zusammenhang werden die Zu- und Fortzüge aufgrund der abnehmenden Geburtenbilanzen einen zunehmend größeren Einfluss haben. Die Städte, in denen die Wanderungsgewinne (im Verhältnis zur Bevölkerungszahl) sehr hoch sind, werden wahrscheinlich ein stärkeres Bevölkerungswachstum aufweisen (Gütersloh, Langenberg). Die meisten Städte und Gemeinden werden gemäß der unteren Variante bis 2040 ein Bevölkerungswachstum zwischen null und vier Prozent zu verzeichnen haben.

Alter

0-2

3-5

6-9

10-15

16-18

19-24

25-44

45-64

65-79

80-109

Gesamt

BOR

1,02

1,11

1,17

1,10

0,92

0,90

0,98

0,84

1,38

1,43

1,03

SGT

1,03

1,06

1,16

1,18

1,11

1,03

1,01

0,92

1,41

1,49

1,09

HAL

1,00

1,01

1,05

0,99

0,93

0,91

0,97

0,81

1,30

1,35

1,00

HAR

0,95

0,98

1,07

0,99

0,96

0,93

0,93

0,86

1,56

1,41

1,03

HCL

0,97

1,02

1,10

1,01

0,84

0,90

0,93

0,82

1,56

1,56

1,02

LAN

1,06

1,17

1,21

1,16

1,03

1,00

1,02

0,86

1,62

1,63

1,10

RWD

0,98

1,03

1,11

1,02

0,92

0,94

0,96

0,87

1,55

1,29

1,04

RIE

0,97

1,02

1,08

1,07

0,92

0,91

0,93

0,83

1,47

1,59

1,03

SHS

0,99

1,02

1,08

1,09

1,01

0,89

1,01

0,80

1,37

1,48

1,02

STE

0,94

0,95

0,97

1,03

0,89

0,84

0,90

0,77

1,31

1,42

0,97

VERL

0,99

0,96

1,04

1,05

0,92

0,91

0,93

0,82

1,55

1,54

1,02

VERS

1,04

1,06

1,15

1,03

0,98

0,92

0,98

0,85

1,43

1,51

1,04

WER

0,88

0,89

0,94

0,88

0,79

0,80

0,91

0,70

1,34

1,46

0,93

Kreis

1,00

1,03

1,10

1,07

0,98

0,94

0,97

0,85

1,44

1,46

1,04

Tabelle 1:  Relative Entwicklung der Bevölkerung im Jahr 2040 gegenüber 2019, Untere Variante, nach Altersgruppen

(Abk: BOR = Borgholzhausen, SGT = Stadt Gütersloh, HAL = Halle, HAR = Harsewinkel, HCL = Herzebrock-Clarholz, LAN = Langenberg, RWD = Rheda-Wiedenbrück, RIE = Rietberg,
SHS = Schloß Holte-Stukenbrock, STE = Steinhagen, VERL = Verl,
VERS = Versmold, WER = Werther)


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