Lettische Delegation aus der Region Valmiera

Bevölkerungsschutz hat in Lettland aktuell noch eine ganz andere Dimension

Personen stehen im Halbkreis uaf dem Gelände der Kreisfeuerwehrschule in St. Vit.
Kreisbrandmeister Dietmar Holtkemper (r.) erklärte den lettischen Gästen bei einem Rundgang durch die Kreisfeuerwehrschule in St. Vit die dort stationierten Gerätschaften des Bevölkerungsschutzes.

Die lettischen Gäste haben überwiegend Ämter in einer der sieben Kommunen im ehemaligen Kreis Valmiera. Ortsvorsteher sind unter anderem dabei, mehrere Mitarbeiter der kommunalen Wirtschaftsabteilung sowie stellvertretende Stadtdirektorinnen und Bürgermeister. Allen voran: Janis Olmanis, stellvertretender Bürgermeister der Stadt Valmiera und Leiter der Delegation, sowie die Partnerschaftskoordinatorin auf lettischer Seite, Rudite Markus.

Der Donnerstagvormittag in der Kreisfeuerwehrschule St. Vit war thematisch durch die internationale Großwetterlage bestimmt und auf ausdrücklichen Wunsch der Letten zustande gekommen. Katastrophenschutz sei ein ernstes Thema in Lettland seit den Ereignissen in der Nachbarschaft, erklärte der Delegationsleiter Olmanis und spielte damit den Überfall Russlands auf die Ukraine an. Die drei kleinen baltischen Staaten fühlen sich seitdem von Russland mehr denn je bedroht. Nicht von ungefähr will Deutschland 5.000 Soldaten in Litauen stationieren, dem südlichen Nachbarn Lettlands. Dr. Angela Lißner, Dezernentin für Ordnung, Gesundheit und Bevölkerungsschutz beim Kreis Gütersloh, betonte, dass auch hierzulande der Blick sich geändert habe. Nach dem Fall des eiserenen Vorhangs habe man geglaubt, es gebe keine Bedrohungslage mehr aus dem Osten. „Das war ganz offensichtlich ein Irrtum.“

Ein Hochleistungslüfter ist rechts zu sehen, darum stehen Personen.
Kreisbrandmeister Dietmar Holtkemper erläutert den lettischen Gästen den Hochleistungslüfter des Kreisfeuerwehrverbands (v.l. vordere Reihe): Edgars Grandans, Leiter des Krankenhauses Mazsalaca, Partnerschaftskoordinator Hans-Joachim Schwolow, Holtkemper, die lettische Partnerschaftskoordinatorin Rudite Markus, Janis Olmanis und Indulis Rusis, Leiter der Kommunalen Polizei Valmiera.

In St. Vit zeigten Kreisbrandmeister Dietmar Holtkemper und Dr. Lißner mit ihrem Team aus dem Bevölkerungsschutz den Letten, wie die Gefahrenabwehr hierzulande organisiert ist. Dass es zum Beispiel einen Krisenstab gibt, der administrative-organisatorische Aufgaben übernimmt und eine Einsatzleitung, die die operativ-taktischen Maßnahmen ergreift. Holtkemper präsentierte den Letten die Ausstattung, die Personalstärke und die Sondereinheiten des Kreisfeuerwehrverbands. Rund 2.300 aktive Feuerwehrleute sorgen im Kreis Gütersloh für Sicherheit, 326 Fahrzeuge sind im Pool der Freiwilligen Feuerwehr und des Kreises und bei der Kinderfeuerwehr fängt schon mit sechs Jahren die Nachwuchsarbeit an. Janis Zuments, Ortsvorsteher von Naukseni, der Partnerstadt Borgholzhausens, wollte wissen, ob sich im Bevölkerungsschutz etwas geändert habe durch den Überfall Russlands auf die Ukraine. Holtkemper: „Ja, wir haben uns neu aufgestellt und geordnet, insbesondere was die Kommunikation angeht und die Energieversorgung – Stichwort Energiemangellage.“ So habe man in der Zwischenzeit einen großen Dieselvorrat angelegt, um Einsatzfahrzeuge betanken zu können, sollten die normalen Tankstellen ausfallen. Und Dr. Lißner ergänzte, dass man sich nach dem Angriffskrieg auf die verschiedenen Bedrohungsszenarien eingestellt haben, die mit dem Krieg einhergegangen sind, etwa Stromausfall oder Cyberangriff. Ein weiteres Thema sei gezielte Desinformation. Bei der Kommunikation habe man inzwischen Redundanzen geschaffen, um einem Ausfall besser begegnen zu können.

In Lettland gebe es aktuell beim Thema Bevölkerungsschutz viele Ungewissheiten, erläuterte Guntis Gladkins, stellvertretender Bürgermeister von Rujiena, der Partnergemeinde von Steinhagen. Beim Katastrophenschutz liege viel Verantwortung bei den Kommunen, nicht zuletzt beim Bürgermeister. Man habe aber im Gegensatz zum Kreis Gütersloh keine ausgearbeiteten Szenarien. Gladkins meinte mit Blick auf Rujienas Partnergemeinde in der Ukraine: Man kann nicht alle Situationen vorher planen. Sollte wohl so viel heißen, dass man sich dort einen russischen Überfall nicht habe vorstellen können.

Bei einer Führung durch die Kreisfeuerwehrschule St. Vit zeigte der Kreisbrandmeister die zentral zumeist dort stationierten Gerätschaften des Bevölkerungsschutzes, etwa die 30 Meter Drehleiter, die neue Sandsack-Befüllmaschine und den Hochleistungslüfter.