Auch Hartz-IV-Empfänger profitieren von der guten Arbeitsmarktlage

Gütersloh, 20.04.2018. Der Arbeitsmarkt boomt. Gilt das auch für die benachteiligten Menschen im Harzt-IV-Bezug? Jetzt liegt die endgültige Bilanz für das Jahr 2017 vor und das Jobcenter des Kreises Gütersloh ist zufrieden.

Arbeitslosenquote Grafik
Die Arbeitslosenquoten im SGB II sind sowohl gesamt als auch bei den Unter-25-Jährigen deutlich besser als im NRW-Durchschnitt und auch bundesweit. Grafik: Kreis Gütersloh

"Die Arbeitslosenquote ist so gut wie zuletzt im Jahr 2011", erläutert Björn Haller, Abteilungsleiter Steuerung. Zusammen mit Christina Loth ist er für das Zahlenwerk und das Controlling verantwortlich und auch für deren Interpretation. Obwohl drei zentrale Zahlen  nach oben gegangen sind,  ist die Entwicklung dennoch positiv. Die Zahl der Bedarfsgemeinschaften, die Zahl der Personen in den Bedarfsgemeinschaften und die Zahl der erwerbsfähigen Leistungsberechtigten stiegen verglichen mit dem Vorjahr leicht an.

Haller: "Die Zahlen sind trotzdem gut, weil die Prognose deutlich ungünstiger war." 9.419 Bedarfsgemeinschaften (Vorjahr: 9.167) zählte das Jobcenter, eine Steigerung von 2,7 Prozent. Die Zahl der Personen in diesen Bedarfsgemeinschaften stiegen auf 19.705 (Vorjahr: 18.776), eine Steigerung von 4,9 Prozent. Und schließlich die Zahl der erwerbsfähigen Leistungsberechtigten: Sie stieg um 3,6 Prozent, von 12.718 (2016) auf 13.170 in 2017. "Wie bereits bei der Vorstellung der Jahresbilanz 2017, die teils noch mit vorläufigen Zahlen auskommen musste, sind alle Zahlen unter dem Eindruck der Flüchtlingswelle zu interpretieren", beschreibt Haller die Bilanz. Rechne man den Personenanteil mit Fluchthintergrund heraus, so ergäben sich historische Tiefststände. Zwar hat sich der Zuzug von Flüchtlingen deutlich abgeschwächt, im Jobcenter stieg deren Zahl jedoch: Denn in die Zuständigkeit des Jobcenters kommen Geflüchtete  erst, wenn ihr Antrag auf Asyl durch das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge bewilligt ist. Deswegen stiegen beispielsweise die Bedarfsgemeinschaften, die auf Leistungen des Jobcenters angewiesen sind, mit einem gewissen Zeitverzug an.

Neben den zuvor genannten Entwicklungen sind weitere zwei Personengruppen hervorzuheben: Die Zahl der Alleinerziehenden unter den Leistungsberechtigten sank um 3,7 Prozent auf 1.857 und die Zahl der Ergänzer, also derjenigen, die einen Job haben aber ergänzend auf Leistungen angewiesen sind, sank um 2,7 Prozent auf 3.508. 

In diesem Jahr scheint die Tendenz bei der Zahl der Leistungsbezieher stabil zu sein: "Wir erwarten, dass wir uns auf konstanter Höhe bewegen werden", so Haller. Immer alles vorbehaltlich der konjunkturellen Entwicklung und weiterer Einflussgrößen wie Flüchtlingszuzug. Die Arbeitslosenquote im Bereich des SGB II, für den das Jobcenter zuständig ist, liegt im März 2018  bei 2,5 Prozent, die Gesamtarbeitslosigkeit bei 4,3 Prozent. So gute Werte gab es zuletzt im Jahr 2011, der niedrigste Wert seit 2005 datiert aus dem Oktober 2011 mit 2,4 Prozent. Bei den Unter-25-Jährigen lag im März 2018 die Arbeitslosenquote bei 1,7 Prozent, der niedrigste Wert seit 2005 findet sich ebenfalls im Oktober 2011 mit 1,6 Prozent - seither gab es keinen besseren als den aktuellen.

Eine gute Tendenz ließ sich bereits im vierten Quartal 2017 in der Statistik ablesen: Der Anteil der Langzeitarbeitslosen an allen erwerbsfähigen Leistungsberechtigten sank. Für Haller und Loth ein wichtiges Indiz, zumal aktuell Medien vom Trend berichten, wonach sich bundesweit die Langzeitarbeitslosigkeit eher verfestige. Als langzeitarbeitslos werden diejenigen bezeichnet, die bereits seit zwölf Monaten oder länger arbeitslos gemeldet sind. Der Anteil der Langzeitarbeitslosen an allen erwerbsfähigen Leistungsberechtigten lag Ende des Jahres 2017 bei 19,7 Prozent, im Jahr 2016 waren es noch 19,9 Prozent.

Und die Integrationen in den Arbeitsmarkt sind im Kreis Gütersloh überdurchschnittlich nachhaltig, der Drehtüreffekt ist niedriger als im NRW-Schnitt. Wenn die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Jobcenters jemanden in den Arbeitsmarkt vermitteln, dann sind diese Personen auch nach zwölf Monaten immer noch zu 71 Prozent sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Im NRW-Schnitt gelingt dies lediglich bei 66,6 Prozent.