Flucht und Asyl – Wohnen auf Zeit oder neue Heimat?

Der Zweite Weltkrieg zwang nicht nur vom Nationalsozialismus Verfolgte und „feindliche Ausländer“ zur Flucht. In den letzten Kriegsjahre und den Jahren nach 1945 zwangen Kriegsfolgen und neue Grenzen mindestens zwölf Millionen Deutschen dazu, ihre alte Heimat zu verlassen und sich eine neue Bleibe zu suchen. Die Schaffung von Wohnraum für diese Flüchtlinge war gerade in den ersten Nachkriegsjahren nicht einfach, wurde aber zumindest in Westdeutschland von Staat und Kommunen großzügig gefördert. Vertriebene aus ehemaligen „Ostgebieten“ sollten in jedem Fall neben vergleichsweise guten Wohnbedingungen eine Perspektive vor Ort erhalten. Ihre Wohnung, Einrichtung und Integration wurde kommunal oder aus Landesmitteln bezuschusst. Ihr Zuzug war auch die Grundlage zahlreicher Bauprojekte der Städte und des Kreises in den Boomjahren nach dem sogenannten „Wirtschaftswunder“ – auch die Wiedenbrücker „Kreisheimstätte“ baute in den ersten Jahren fast nur zu diesem Zweck.

Baracke als Notunterkunft in Lintel, Ansicht

Etwas schwieriger stellte sich die Situation für die sogenannten „SBZ-Flüchtlinge“ dar, also Menschen, die aus der damaligen DDR geflohen waren. Für sie wurden kurzfristige Notunterkünfte eingerichtet, für großzügige Beihilfen und eine kulturelle Eingliederung waren jedoch keine Fördermittel vorgesehen.

Noch prekärer stellte sich die Situation 25 Jahre später dar, als in den 1970er Jahren aufgrund der politischen Lage immer mehr Menschen aus unterschiedlichsten Ländern Asyl in Deutschland suchten. Länder, Kreise und Gemeinden stritten sich ausgiebig um die  Zuständigkeit für diesen Personenkreis. Initiativen für eine geregelte Wohnungsversorgung für Asylsuchende liefen daher nur schleppend an.  Daher mussten viele Betroffene unzureichende und überteuerte Wohnungen auf dem „freien Markt“ beziehen, deren mangelhafte Ausstattung und Überbelegung wiederum einem erfolgreichen Ankommen in Deutschland im Wege stand.


 

Bestände im Kreisarchiv

Sozialamt Kreis Wiedenbrück: Berichte und Finanzierung zum Thema Flüchtlingsfürsorge (meinte bis 1952 meist Vertriebene); Übersicht über Zuweisungen und Notunterkünfte von „SBZ-Flüchlingen“

Sozialamt Kreis Gütersloh: Dokumentation der Wohnverhältnisse Asylsuchender und der Planungen von „Übergangswohnheimen“ Anfang der 1980er Jahre

Druckschriftensammlung: „Bericht über Ausländer in Rietberg“ (Dokumentation der Stadtverwaltung 1980, Druckschriftensammlung