Reanimationsworkshop in der Kreisleitstelle Gütersloh

Leitstellendisponenten helfen per Telefon

Zwei Situationen nebeneinander, links findet die Überprüfung der Atmung bei einem Dummy statt. Rechts der Blick in die Kreisleitstelle, wo der Notruf entgegengenommen wird
Juliane Pader und David Skerhut in der Übungssituation.

Der Patient – in diesem Fall nur eine Dummy-Puppe – liegt auf dem Boden. Juliane Pader, Auszubildende der Kreisverwaltung, beugt sich über den Patienten und überprüft die Atmung. Neben ihr liegt ein Telefon, das auf laut gestellt ist. Am Ende der Leitung gibt ihr Leitstellenmitarbeiter David Skerhut Anweisungen.

Während eines Notrufs führen Mitarbeitende der Leitstelle mit strukturierten Nachfragen durch das Telefonat, um einen Überblick über die Situation bei den Anrufenden vor Ort zu bekommen. Die Antworten der Anrufenden werden in einer Software eingetragen. Mithilfe eines Atmungstools kann auch überprüft werden, ob ein Patient reanimiert werden muss. Hierbei fragen die Leitstellenmitarbeitenden die Anrufenden, wann sich der Brustkorb des Patienten zur Atmung hebt und tragen diese Zeitpunkte in die Software ein, um den Rhythmus besser zu erkennen. Bleibt die Atmung ganz aus oder ist zu langsam, unterstützen sie Anrufende bei der Reanimation über das Telefon, wie in diesem Fall in der Übungssituation.

Skerhut beschrieb Pader unter anderem genau, wo diese ihre Hände bei der Reanimation positionieren sollte, gab ihr den richtigen Rhythmus der Herzdruckmassage vor und ermutigte sie, bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes weiter zu machen.

Der Workshop war zweigeteilt in die Übungssituation und eine Nachbesprechung. Im Workshop wurde das gesamte Gespräch im Videoformat aufgenommen und live von den anderen Teilnehmenden beobachtet. Nach Abschluss des Telefonats wurde das Video im Plenum analysiert. Die größte Schwierigkeit für die Mitarbeitenden der Leitstelle bestand darin, dass sie das Geschehen am anderen Ende der Leitung nicht vor Augen hatten. So kann es etwa sein, dass der Leitstellenmitarbeiter nicht weiß, ob sich der betroffene Patient gerade in der richtigen Position für eine Reanimation befindet. Das erfährt er durch Nachfragen. Wenn der Patient bereits auf dem Boden liegt, wäre dies eine richtige Position, wenn sich der Patient jedoch noch im Bett befindet, muss er vor dem Start der Reanimation aus dem Bett gehoben werden. Durch die Testdurchgänge im Workshop wurde deutlich, wie die Kommunikation mit den Anrufenden noch verbessert werden kann.

Die Reanimation mit telefonischer Anleitung zeigt Wirkung. Laut einer Studie der Leitstelle Nord in Schleswig-Holstein habe sich seit der Einführung die Anzahl überlebender Personen ohne langfristiges neurologisches Defizit nach einer Reanimation verdoppelt. Ein frühzeitiges Einleiten lebenserhaltender Maßnahmen trägt erheblich zu ihrem Erfolg bei.