Veranstaltung: Schluss mit der Ökomoral: Klimaschutz ohne persönlichen Verzicht?!


"Es muss sich besser anfühlen, das Richtige zu tun"

Dr. Michael Kopatz, Kim Nadine Rother (Koordinierungsstelle Energie und Klima, Kreis Gütersloh) und Dezernent Frank Scheffer engagieren sich für mehr Umweltbewusstsein in der Bevölkerung. Foto: Kreis Gütersloh

Nachhaltiger leben, ohne sich tagtäglich mit Klimawandel oder Massentierhaltung befassen zu müssen? Dies war eine der Thesen, die Dr. Michael Kopatz in seinem Vortrag ‚Schluss mit der Ökomoral: Klimaschutz ohne persönlichen Verzicht?!‘ am 10.03.2020 im Kreishaus Gütersloh aufstellte.

 „Viele finden Klimaschutz wichtig, schaffen es aber nicht, ihre moralischen Vorsätze im Alltag umzusetzen“, erklärte Kopatz die festgefahrenen Routinen der Bürger. So gaben die Deutschen in 2018 rund 1,2 Millionen Euro für Grillgeräte und -zubehör aus (Quelle: Statista), aber über 70 Prozent der Konsumenten griffen an der Fleischteke zu den günstigen Produkten aus konventioneller Tierhaltung (Quelle: Uni Osnabrück, Prof. Dr. U. Enneking u. a., 2018; Statista). Mit vielen Bildern und Filmen machte Dr. Kopatz  an weiteren Beispielen, wie z. B. dem Tempolimit auf deutschen Autobahnen oder dem gesteigerten Wunsch nach mehr Wohnraum, deutlich, dass ein Umdenken bei zwar eingesetzt hat, es aber noch an der Umsetzung hakt.

Der promovierter Politikwissenschaftler und Projektleiter für Energie-, Verkehrs- und Klimapolitik am Wuppertal Institut erklärte Lösungsvorschläge und nannte Möglichkeiten für die Umsetzung eines klimafreundlichen Lebens. Dabei nahm Dr. Kopatz die Politik in die Pflicht: „Politischer Protest ist wichtiger als Konsumverzicht, denn wenn der Wunsch der Bevölkerung nach Veränderung groß ist, haben die Reformer es leichter, etwas zu verändern.“ Jeder könne seinen eigenen Betrag leisten, aber erst, wenn sich die Strukturen ändern. Etwa in Form von Standards und Limits könne sich der Wandel zur Nachhaltigkeit verselbständigen. „Nehmen Sie zum Beispiel die Anschnallpflicht oder das Rauchverbot“, verdeutlichte Dr. Kopatz. „Beide Auflagen haben zu Beginn sehr viel Wiederstand erfahren, aber heute werden sie von keinem mehr in Frage gestellt.“

Für viele Thesen erntete Dr. Kopatz Beifall. Seine Aussagen regten die Besucher zum Nachdenken an, sodass eine rege Diskussionsrunde entstand.  Dabei stand auch die Mobilität in der Stadt und auf dem Land zur Debatte. So empfahl Kopatz, dass die Fahrten mit dem öffentlichem Nahverkehr nicht kostenfrei sein sollten, aber das Tarifsystem einfacher und einheitlicher gestaltet werden sollte - und das deutschlandweit. Auch zum Autoverkehr hatte er eine klare Aussage: „Autofahren muss unattraktiver werden“, vor allem die Fahrten in die Innenstädte. Als Beispiel fügte er weniger, aber teurere Parkplätze an und veranschaulichte dieses mit Bildern von umgestalteten Parkplätzen in grüne Oasen mit Bänken und Spielmöglichkeiten. In den ländlichen Gebieten sei ein Verzicht auf das Auto allerdings noch nicht komplett umsetzbar.

Abschließend formulierte das Publikum einen Wunsch an die Verwaltungen: Kürzere und verständlichere Vorlagen für die Beratungen in den politischen Gremien. Denn je weniger Zeit für die Bearbeitung gebraucht werde, desto mehr Zeit bliebe den Politikern für die richtigen Entscheidungen.

Die Veranstaltung ist Teil einer Veranstaltungsreihe im Rahmen der Fortschreibung des Integrierten Klimaschutzkonzeptes des Kreises Gütersloh.