Kämmerer im Kreistag verabschiedet

Ingo Kleinebekel: „Das war mein Traumjob“

Als Dezernent leitete Kleinebekel die Querschnitts-Abteilungen: Personal und Organisation, Finanzen, Gebäudewirtschaft und IT und Zentrale Dienste. Er war zentraler Ansprechpartner der Politik – als Kämmerer vertrat er gegenüber den Fraktionen die zwei entscheidenden Positionen: Personal und Finanzen. Jahr für Jahr war Kleinebekel es, der bei der Einbringung des Haushalts als zweiter ans Rednerpult trat: Nachdem der Landrat die politische Dimension zuvor betont hatte, erläuterte Kleinebekel das Zahlengewirr in einer Art volkswirtschaftlichen Vorlesung. Landrat Sven-Georg Adenauer: „Die Kreistagspolitiker haben Herrn Kleinbekel und seiner Urteilskraft vertraut: Wenn er von etwas überzeugt war, sei es eine Personalie oder eine Investition in ein Gebäude, dann waren sie auch überzeugt.“ Dieses Vertrauen und auch das gute Verhältnis zu den Kommunen hat er sich hart erarbeitet. Es gab Zeiten im vergangenen Jahrtausend, da kamen von den Kommunen eine Unmenge an Einwendungen zum Haushalt, mitunter 20 bis 30 Seiten. „Ich habe damals massiv als erstes daran gearbeitet, das Verhältnis zu den Kommunen zu verbessern,“ erzählt Kleinebekel, der am 1. September, wenn der Ruhestand offiziell beginnt, 63 Jahre alt sein wird.

1998 hatte die damalige Landrätin Ursula Bolte eine interne Strukturreform eingeleitet, Fachbereiche (die heutigen Dezernate) wurden gebildet, Kleinebekel, der zuvor die Kämmerei geleitet hatte (heute Abteilung Finanzen) wurde Kämmerer und Leiter der Steuerungsunterstützung. Er hatte Erfolg: Von Jahr zu Jahr wurden die Einwendungen weniger. „Das war ein Thema, das mir am Herzen lag und ich bin stolz darauf, dass mir das gelungen ist.“ Er hatte die Kommunen unter anderem dadurch mitgenommen, indem er finanzielle Verbesserungen, die sich im Laufe des Haushaltsjahrs ergaben, zwischen Kreis und Kommunen teilte: Eine Hälfte floss in die Rücklage, die andere half, die Kreisumlage zu entlasten. Klar, räumt er ein, das harmonische Miteinander wird enorm dadurch begünstigt, dass der Kreis finanzstarke Kommunen hat. Die Akzeptanz auf Seiten der Kommunen für die Kreisbelange habe zudem die 2004/2005 vollzogene Aufgabenkritik erheblich gesteigert. Zehn Prozent der Stellen erhielten damals einen ‚künftig wegfallend‘-Stempel.

Im Kreistag wurde Ingo Kleinebekel (1. Reihe r.) verabschiedet. Neben ihm (v.l.) sein Nachfolger Andreas Poppenborg, Dezernent Thomas Kuhlbusch sowie Kreisdirektorin Susanne Koch. In seiner Rede lobte Landrat Sven-Georg Adenauer den scheidenden Kämmerer unter anderem als jemanden, auf den man sich immer verlassen konnte und dessen Wort galt. 

Ebenfalls mit „massivem Druck“ seinerseits hat er sich als Kämmerer den Schulden zugewandt. Landrat Sven-Georg Adenauer sagte bei der Verabschiedung im Kreistag am 12. Juni: „Tapfer haben sie alleine an der Etatfront gekämpft, wo jeder Antragsteller nur für sich streitet – egal welcher Couleur, egal aus welchem Dezernat. (…) Wenn es einem Kämmerer gelingt, die Verschuldung von 117 Millionen Euro auf 40 Millionen zu reduzieren, dann wissen wir, das ist kein beneidenswerter Job.“ Zugegeben, aktuell steigen die Schulden wieder. „Aber weil wir sie abgebaut haben, können wir jetzt auch wieder investieren.“ Stichwort Euro, die Einführung zu Beginn des Jahres 2002 lief „so nebenbei“. Beim Kreis Gütersloh hat Kleinebekel auch das so genannte Eckwerteverfahren eingeführt. Noch vor dem Haushaltsentwurf sammelt man die Rohdaten der künftigen Finanzplanung und geht damit in die Politik. Sein Abteilungsleiter Finanzen soll mal gesagt haben: „Wenn es dem Kämmerer zu langweilig wurde, hat er sich immer wieder was Neues ausgedacht.“

Mit der Pandemie hat auch Ingo Kleinebekel noch mal eine deutliche Belastungsspitze im Erwerbsleben gehabt. Durchaus mit Folgen. „Vor der Pandemie hätte ich nicht gedacht, mit 63 in den Ruhestand zu gehen.“ Er war immer davon ausgegangen, bis zum letzten Tag im Dienst zu sein. Dann kam die Pandemie, stellvertretend musste er zwei weitere Abteilungen – Bevölkerungsschutz und Veterinärwesen und Lebensmittelüberwachung – übernehmen als Dezernent und er sah, was Druck mit Menschen anstellen kann. In dieser Zeit war er maßgeblich daran beteiligt, das Bevölkerungsschutzzentrum auf die Schienen zu setzen. Ein neues Grundstück dafür zu suchen, das hat er angestoßen. Es fand sich schließlich in Verl-Sürenheide. Das zunächst in Gütersloh favorisierte Grundstück stieß auf Vorbehalte bei Vertretern der Kreisstadt, war mit rund 20.000 Quadratmetern auch noch ein Drittel kleiner als das in Sürenheide. Gebäudewirtschaft, Bevölkerungsschutz – alle Fäden liefen bei ihm zusammen. Mit dem gerade im Bau befindlichen Verwaltungsgebäude ‚Auf dem Stempel‘ mit rund 240 Arbeitsplätzen und dem neben dem Kreishaus gebauten neuen Parkhaus kann er zwei weitere Großprojekte verbuchen. Dazu noch Rettungswachen, das Jobcenter in Halle/Westf., der Umbau einer Förderschule zum Stadt- und Kreisarchiv …

Kleinebekel war 1980 in den Kreisdienst eingetreten. Nach der Ausbildung durchlief er Stationen im Straßenverkehrs-, Tiefbau- und Umweltamt. Die ersten Berufsjahre mit Müllnotstand, der gescheiterten Planung einer Müllverbrennungsanlage auf der Marburg bezeichnet er rückblickend als seine eigentlichen Lehrjahre. Bis ihn Oberkreisdirektor Günter Koslowski 1993 schließlich fragte, ob er sich vorstellen könne, die Kämmerei zu leiten. Erst nicht, dann konnte sich Kleinbekel das vorstellen, fünf Jahre später wurde er Kämmerer, weitere fünf Jahre später Fachbereichsleiter 1 (heute Dezernat 1).

Unter dem Strich zieht Kleinebekel eine zufriedene Bilanz: „Das war mein Traumjob“, sagt er und ergänzt, dass er durchaus das ein oder andere Mal gefragt worden sei, ob er sich verändern wolle. „An Ämtern mit repräsentativem Bereich hatte ich aber nie Interesse.“