Pontanus-Carré: Ein einmaliges Projekt

Barrierefreiheit für Jung und Alt: Das war das Thema eines Workshops des Kreises Gütersloh aus dem die Idee entstand, zusammen mit Mitarbeitern verschiedener Städte und Gemeinden, das inklusive Wohnquartier Pontanus-Carré in Paderborn zu besuchen.

Da das Carré in solch einer Form ein Pilotprojekt ist, hat der Kreis Gütersloh es als Serviceleistung gesehen, Mitarbeitern aus Planungs- und Sozialverwaltungen sowie vom Wertkreis und Städteplanern, die Möglichkeit zu geben, sich über das Projekt zu informieren. Für den Kreis Gütersloh steht dabei vor allem die Weiterentwicklung des inklusiven Gemeinwesens im Vordergrund.

Der dritte Bauabschnitt des Pontanus-Carrés eingebettet in die alte Siedlung.
Der dritte Bauabschnitt des Pontanus-Carrés eingebettet in die alte Siedlung.

Das Pontanus-Carré ist ein inklusives Wohnprojekt, das 2013 vom Spar- und Bauverein zusammen mit Bethel regional und dem Caritasverband initiiert wurde. Derzeit besteht das Projekt noch aus drei Gebäudeabschnitten. Ein viertes Gebäude soll das Wohnquartier in Zukunft komplett machen. "Wenn wir damit fertig sind, haben wir 15 Millionen Euro investiert", erzählt Thorsten Mertens, Vorstand des Spar- und Bauvereins in Paderborn.

Vor dem Abriss war das Pontanus-Carré eine 50er Jahre Siedlung. Viele alte Mieter sind nach der Fertigstellung zurück ins Quartier gezogen: "Wir haben hier eine bunte Mischung aus alten Mietern, Migranten, Verwandten, Senioren und Menschen mit Behinderungen", erzählt Carsten Montag, Kundenbetreuer beim Spar- und Bauverein. Für Thorsten Mertens war es das emotionalste Projekt, das er je realisieren durfte: "Senioren und Menschen mit Behinderungen gehören nicht ausgeschlossen, sondern mitten in die Gesellschaft. Am besten noch in Häuser, in denen alles gemischt ist."

Thorsten Mertens, Vorstand des Spar- und Bauvereins Paderborn erklärt das Modell des Pontanus-Carrés
Thorsten Mertens, Vorstand des Spar- und Bauvereins Paderborn erklärt das Modell des Pontanus-Carrés


Im ersten Gebäudeabschnitt hat der Spar- und Bauverein auf 2.200 Quadratmetern 14 öffentlich geförderte Wohnungen für einkommensschwächere Haushalte eingerichtet sowie 24 Plätze für Menschen mit körperlichen oder psychischen Behinderungen. Diese teilen sich in zwei Wohngemeinschaften und 16 Einzelapartments, die durch Bethel betreut und versorgt werden. Im Erdgeschoss gibt es einen Nachbarschaftstreff.

Der Caritasverband hat im zweiten Haus eine Senioren-Wohngemeinschaft mit acht Bewohnern integriert, die Tags- und Nachtsüber betreut werden. In den darüber liegenden Geschossen sind freifinanzierte Mietwohnungen, in denen Menschen allen Alters Leben können. Mieter haben die Möglichkeit bei Bedarf Leistungen pflegerischer und hauswirtschaftlicher Art in Anspruch nehmen. Damit sollen alle Bewohner eine Perspektive auf lebenslanges Wohnen im Carré haben.

Im dritten Wohnabschnitt bewohnt der Verein 'Gezeiten - Miteinander leben im Pontanus-Carré' seit März 2015 ein Mehrgenerationenhaus. In 17 Wohnungen leben Vereinsmitglieder, aber auch Außenstehende unter dem Motto "gemeinsam statt einsam" zusammen. Im Erdgeschoss hat der Verein eine Gemeinschaftswohnung angemietet, in der Treffen aller Art stattfinden können und auch bei Einkäufen, notwendigen Autofahrten oder Kinderbetreuung helfen die Bewohner sich untereinander.

Besuchten das Pontanus-Carré: Vertreter aus Planungs- und Sozi-alverwaltungen sowie vom Wertkreis und Städteplaner aus dem Kreis Gütersloh.
Besuchten das Pontanus-Carré: Vertreter aus Planungs- und Sozi-alverwaltungen sowie vom Wertkreis und Städteplaner aus dem Kreis Gütersloh.

"Die Menschen erleben hier eine ganz neue Art des gemeinschaftlichen Lebens", erzählt Thorsten Mertens. "Eine Mutter ist mit ihrer behinderten Tochter eingezogen. Sie erlebt jetzt zum ersten Mal seit langem, was es heißt Freizeit zu haben."

Woran scheitert es also, dass solch ein Projekt nicht überall realisiert werden kann? "Es erfordert erstmal eine lange Zeit der Planung und den richtigen Partner oder Investor", erklärt Thorsten Mertens. Außerdem müsse die Kommune mitspielen. Die Grundstücke für solche Projekte seien zwar vorhanden, werden aber größtenteils zu Höchstpreisen verkauft. "Wer so ein Projekt starten will, kann diese horrenden Preise jedoch nicht zahlen. Da müssen Kompromisse gemacht werden."






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