Neubau Verwaltungsgebäude

„Das Gebäude den Prozessen anpassen, nicht umgekehrt“

Als wenn es der Architekt des Kreishauses bereits bedacht hätte: Von ihrem Büro aus hat Anke Dreier, Leiterin der Gebäudewirtschaft, dank eines um die Ecke gehenden Fensters sowohl die künftige Baustelle des Parkhauses (im Vordergrund) als auch die künftige Baustelle des Verwaltungsneubaus (im Hintergrund) im Blick. Foto: Kreis Gütersloh

Der Kreis hatte 2017 ein rund 9000 Quadratmeter großes Grundstück gekauft, dass sich entlang der Straße ‚Auf dem Stempel‘ gegenüber von Polizei und Discounter erstreckt. 

275 Arbeitsplätze sollen in dem Gebäude entstehen, davon 215 für das kommunale Jobcenter des Kreises Gütersloh. Allein im Stadtbezirk Gütersloh sind diese derzeit auf fünf angemietet Standorte verteilt. Weitere 60 Arbeitsplätze sind den Raumbedarfen im bestehenden Kreishaus geschuldet – von dort zieht die Abteilung Jugend in den Neubau, aus Rheda-Wiedenbrück kehrt die Revision zurück nach Gütersloh und zieht ebenfalls in den Neubau ein. Das Gebäude mit einer Nutzfläche laut Raumplan von knapp 6000 Quadratmetern soll laut Auslobung dreigeschossig – die Möglichkeit, mit einem vierten Nicht-Vollgeschoss (früher Staffelgeschoss) oben abzuschließen, wird ausdrücklich ermöglicht. Für Anke Dreier, Leiterin der Gebäudewirtschaft beim Kreis, eine logische Alternative. „Wenn man höher baut, hat man weniger Flächenversiegelung und es bleibt Platz für eine zukünftige Erweiterung erhalten.“ Nachdem Anfang April das Los auch die übrigen Planungsbüros entschieden hat, kommen Ende Mai Preisgericht und alle teilnehmenden Architekturbüros zum so genannten Kolloquium zusammen. Dort erhalten die 21 Architekturbüros nicht nur sämtliche Unterlagen und haben die Gelegenheit Fragen zu stellen, es gilt auch, sich gegenseitig und die Örtlichkeit kennen zu lernen. „Gerade Büros, die nicht aus der Region kommen, wollen auch den Bauherrn kennen lernen und ein Gespür für die Umgebung aus Polizei, Discounter, Baugebiet und Kreishaus bekommen“, erläutert Dreier. „ Man kann auf Google viel sehen, aber ein Gespür kriegt man nur vor Ort.“

Das Gebäude wird über eine Reihe von Besonderheiten verfügen: „Wir wollen das Gebäude den Arbeitsprozessen anpassen, nicht umgekehrt“, erläutert Dreier. Außen soll sich das Gebäude architektonisch anspruchsvoll zeigen, innen modern und freundlich. Mit einer optimierten Besuchersteuerung und einem bedarfsgerechten Angebot an Funktionsräumen wird dieser. Innerhalb des Jobcenters haben sich die Kolleginnen und Kollegen im Vorfeld viele Gedanken zum Raumkonzept gemacht. Im Ergebnis wird dieser Teil des Gebäudes sich in ein Frontoffice, also einen für Besucher frei zugänglichen Teil, und ein Backoffice, wo die Mitarbeiter ungestört die Sachbearbeitung erledigen können, aufteilen. „Das gilt als ziemlich innovatives Konzept, welches so zumindest unseres Wissens noch in keinem Jobcenter in Deutschland umgesetzt worden ist“, so die Leiterin der Gebäudewirtschaft. In der Auslobung setzt der Kreis auf Geothermie als Energiequelle – Heizen und Kühlen mit Erdwärme – gerade letzteres spreche für die Geothermie. Der Kreis zieht damit auch die Konsequenzen aus dem Rekordsommer. „Darauf müssen wir einfach reagieren“, lässt Dreier keinen Zweifel. Ausgeschrieben hat der Kreis Gütersloh in dem Wettbewerbsverfahren, das von dem Büro Drees & Huesmann  betreut wird, einen Generalplaner. Das bedeutet, dass die Architekten im Fall des Zuschlags ihre eigenen Fachplaner mitbringen. Dadurch erhofft sich der Kreis als Auftraggeber eingespielte und funktionierende Teams, die reibungslos zusammenarbeiten.

Im Idealfall ist das neue Verwaltungsgebäude Ende 2021 bezugsfertig – das hängt allerdings von vielen Faktoren ab, unter anderem dem vorweg geschalteten Bau des Parkhauses zwischen dem bestehenden Kreishaus und dem Discounter. In der Bauphase des Parkhauses dient das knapp 9000 Quadratmeter große Grundstück an der Straße ‚Auf dem Stempel‘ als Ersatzparkfläche. Derzeit befindet sich auf dem Parkhausgrundstück ein provisorisch geschotterter Parkplatz. Nach derzeitiger Kostenrechnung dürfte das Verwaltungsgebäude zwischen 22 und 28 Millionen Euro kosten – darin enthalten sind bereits Preissteigerungen bis 2022.  Angesichts der derzeitigen Baukonjunktur lässt sich ein Näherungswert nur schwer prognostizieren.