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Ökostrom-Tarife
Seit Atomkatastrophe in Fukushima haben Ökostrom- anbieter einen enormen Zulauf: Immer mehr Menschen setzen auf Ökotrom um auf diese Art ihren Beitrag zur Energie- wende zu leisten. Problematisch ist dabei, dass inzwischen beinahe alle Stromver- sorger in Deutschland sog. Ökostromtarife anbieten. Hier stellt sich für den Kunden die Frage, welche Anbieter bieten "echten" Ökostrom aus erneuerbaren Energien an und bei welchem wird nur grauer Strom umettikettiert? Spezielle Gütesiegel und Labels können eine sinnvolle Entscheidungs- hilfe sein. Fehlende Labels bedeuten aber nicht automatisch, dass ein Anbieter unseriös sein muss.
Der deutsche Strommix
Strom wird in Deutschland aus unterschiedlichen Energie- trägern erzeugt. Der Strommix setzt sich zurzeit aus ca. 62% fossilen Energien, 16% Kernkraft und 22% erneuer- baren Energien zusammen.
Jede Methode der Stromerzeugung hat Vor- und Nachteile: Fossile Brennstoffe sind endlich und die Gewinnung der Energieträger, wie Stein- und Braunkohle, Erdöl und Erd- gas, werden in den nächsten Jahren immer aufwendiger und dadurch auch teurer. Die Wirkungsgrade von modernen Steinkohle-Kraftwerken sind mit bis zu 45% recht gut, allerdings ist der Kohlendioxid (CO2)-Ausstoß mit 750-1200 g/kWh deutlich höher als bei anderen Energieträgern. In Deutschlad gibt es fast 130 Kraftwerke, die mit fossilen Energie- trägern Strom erzeugen und damit zu einem großen Teil die Grundversorgung mit Strom sicherstellen.
Atomkraftwerke haben einen Wirkungsgrad von 35-40% und emitieren bei der Strom- erzeugung kein CO2 in die Atmosphere. Das angereicherte Uran, das für die Brenn- stäbe benötigt wird, wird z. B. in Australien gewonnen. Die negativen Auswirkungen durch die Gewinnung und Aufbereitung des Uran für die Menschen vor Ort und vor allem für die Umwelt sind bereits deutlich erkennbar. Auch gibt es ein hohes Sicher- heitsrisiko bei dem Betrieb von Kernkraftwerken: Bei technischem oder menschlichem Versagen besteht immer das Restrisiko eines Störfalls bis hin zum nuklearen Gau. Der fortlaufend produzierte radioaktive Müll ist ein weiteres ungelöstes Problem, denn es gibt kein dauerhaftes Endlager.
Eine gute Alternative zu fossilen und nuklearen Energieträgern bieten die erneuer- baren Energien. Mit Wind- und Wasserkraftanlagen, großen Tiefengeothermiekraft- werken, Biogasanlagen und Photovoltaikanlagen wird Strom umweltfreundlich und dezentral erzeugt. Der Ausbau von erneuerbaren Energie-Anlagen stärkt in vielen Fällen nicht nur die lokale Wirtschaft und schafft Arbeitsplätze sondern vermindert auch teure Energieimporte. Allerdings können Ökostromanlagen, wie z. B. Wasser- und Windkraftanlagen, nicht überall installiert werden. Auch scheint die Sonne nicht regelmäßig und der Wind weht nicht kontinuierlich. Ein guter Mix aus erneuerbaren Energie-Anlagen ist daher wichtig. Wasserkraftwerke und Biomasseanlagen tragen ihren Teil zur Grundversorgung bei. Und durch neue Speichertechnologien kann der Strom aus Photovoltaik und Windkraft in Zukunft für Zeiten mit hohem Stromverbrauch bereitgestellt werden.
In der Gesamtbilanz überwiegen die Vorteil für Strom aus erneuerbaren Energien deutlich gegenüber den Nachteilen.
Investition in Ökostrom
Bundesweit wurden durch den Einsatz erneuerbarer Energien bislang 100 Millionen Tonnen CO2 vermieden - Tendenz steigend! Aber wie sieht die eigene CO2-Bilanz aus? Wechseln Verbraucher zu Ökostrom, senken sie ihren "persönlichen" CO2-Ausstoß um bis zu 80%.
Eine Umstellung auf Ökostrom hat nicht nur Vorteile für die Umwelt sondern auch positive Auswirkungen auf den Ausbau erneuerbarer Energie-Anlagen. Und schließlich sorgen Verbraucher, die sich für Ökostrom entscheiden, für mehr Wettbewerb auf dem Strommarkt und redu- zieren somit den Einfluss der großen Konzerne.
Praktisch bekommt man nach einem Tarifwechsel keinen anderen (ökologischen) Strom geliefert, sondern immer den Strom aus dem nächsten Kraftwerk. Kunden sorgen aber durch ihre Entscheidung für echten Ökostrom dafür, dass an anderer Stelle die Menge ökologischen Stroms erzeugt wird, die sie ver- brauchen. Der deutsche Strommix wird so insgesamt sauberer.
Ökostrom-Zertifikate
Es gibt keine offizielle Definition für Ökostrom, außer die ökologische Erzeugung. Damit Verbraucher guten Ökostrom erkennen können, gibt es verschiedene Zertifikate. Neben der ökologischen Stromproduktion wird auch die Investition in den Markt für erneuerbare Energien überprüft. Der mit Öko-Strom erzielte Gewinn muss zum Teil für den Ausbau neuer Technologien und Kraftwerke genutzt werden. Eine genaue Auflistung der Label mit ihren Kriterien finden Sie am Ende der Seite im Download-Bereich.
Ok-Power-Label
Der gemeinnützige Verein EnergieVision vergibt das ok-Power Gütezeichen an Strom, der zu über 50% aus erneuerbaren Energien oder KWK ohne Gasbetrieb und den restlichen Anteil aus KWK mit einem effizienten Gasbetrieb produziert wird.
Es gibt verschiedene Modelle, die die Investition in neue Anlagen unterschiedlich absichern. Das Händlermodell verlangt, dass jeweils ein Drittel des Stroms aus Anlagen mit einem Betriebszeitraum von unter 6 bzw. unter 12 Jahren und ein weiteres aus älteren Anlagen stammt, sodass laufend neue Anlagen entstehen müssen. Beim Fondsmodell wird ein Fonds aus einem Teil des Strompreises gebildet und für die Unterstützung neugebauter, noch unprofitabler Anlagen eingesetzt wird. Außerdem gibt es noch das Initiierungsmodell, das Stromkonzerne verpflichtet, innerhalb von fünf Jahren 75% des Stroms aus bis dahin selbstverantwortlich errichteten Neuanlagen zu produzieren.
Grüner Strom Label (GSL)
Das Grüner Strom Label e.V. wird von Naturschutz- und Friedensorganisationen getragen und verfolgt keinerlei wirtschaftliche Interessen. Bedingung für den Zertifizierung ist, dass pro kWh verkauften Stroms ein Cent in den Bau neuer, ökologischer Kraftwerke investiert wird. Zusätzlich darf der Strom kein weiteres Ökostrom-Label (zum Beispiel RECS) tragen.
Für Strom, der vollständig aus regenerativen Energien oder durch Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) ohne Einsatz fossiler Brennstoffe gewonnen wird, gibt er das GSL-Gold. Das silberne Label erhält ein Stromtarif, wenn der Energieanteil durch KWK mit effizientem Gasbetrieb erzeugten Stroms weniger als 50% beträgt und der Rest aus regenerativen Energien stammt.
TÜV Nord
Der TÜV Nord vergibt sein Ökostrom-Gütesiegel an Stromtarife, deren Strom zu mindestens 50% aus Erneuerbaren Energien produziert wird. Der Anteil an Strom aus umweltfreundlichen KWK-Anlagen mit Gasbetrieb darf nicht mehr als 50% betragen. Generell gilt, die auf einen vergleichbaren Stromtarif aufgeschlagenen Kosten müssen in die Förderung Erneuerbarer Energien und den Bau neuer Anlagen fließen.
Die Technischen Überwachungsvereine haben außerdem die Möglichkeit, selbstauferlegte Kriterien einzelner Stromtarife zu beglaubigen. Die freiwilligen, strengeren Bedingungen sind auf dem Zertifikat einzeln aufgeführt.
TÜV Süd
Der TÜV Süd vergibt verschiedene Zertifikate. Sie haben unterschiedlich strenge Kriterien, jedoch müssen immer die Preisaufschläge im Vergleich zu ähnlichen Stromtarifen in den Ausbau regenerativer Energien investiert werden.
Das Zertifikat "EE01 -Erneuerbare Energien " verlangt, dass der Strom ausschließlich aus Kraftwerken mit Erneuerbaren Energien erzeugt wird, davon müssen mindestens 25% aus neuen Anlagen stammen. Um das Siegel "EE02-Wasserkraft" zu bekommen, muss der Strom zu 100% aus Wasserkraftwerken stammen und zusätzlich nahezu zeitgleich produziert wie verbraucht werden.
Das Zertifikat zu den "UE2-Erneuerbaren Energien & KWK" verlangt eine Stromproduktion von mindestens 50% aus Erneuerbaren Energien, der Rest muss aus umweltfreundlicher KWK stammen. Zusätzlich zu diesen Bedingungen gilt für "UE01" noch eine Zeitgleichheit zwischen Erzeugung und Verbrauch sowie eine mindestens 25%ige Stromerzeugung in neuen Kraftwerken.
Vorsicht beim RECS!
Das Renewable Energy Certificate System ist ein europäisches Handelssystem für Stromzertifikate, das es Stromkonzernen ermöglicht, Ökostrom zu verkaufen, ohne ihn selbst zu produzieren und ohne in neue Energien zu investieren. Der Ökostrom wird in einem Kraftwerk produziert und zeitgleich eingespeist, erst im Nachhinein werden die Zertifikate ausgestellt und können frei auf dem Markt verkauft werden. So wird zwar dafür gesorgt, dass produzierter Öko-Strom nicht doppelt verkauft wird, trotzdem bleibt für den Verbraucher unklar, woher der Strom kommt.
Da der Handel mit RECS-Zertifikaten die Spuren der eigentlichen Stromproduktion verwischt und man keine Garantie für Neuinvestitionen bekommt, ist die Zertifizierung wenig aussagekräftig. Bei der Entscheidung für einen Stromtarif sollte man sich daher besser auf andere Labels verlassen.
Projekt EcoTopTen
EcoTopTen
Das vom Öko-Institut e.V. und dem Institut für sozial-ökologische Forschung (ISOE) initiierte Projekt "EcoTopTen" listet jährlich bundesweite und lokal verfügbare Stromtarife auf, die den Ausbau europäischer Anlagen zur ökologischen Stromerzeugung fördern (Kriterien nach ok-power oder GSL-Gold) und zudem nicht mehr als 20% teurer sind als durchschnittlicher, konventioneller Strom.
Lesen Sie auch hier:
- Hier geht es zum Artikel "Stromanbieterwechsel".
In diesem Artikel können Sie nachlesen, wie Sie Ihren Stromtarif am einfachsten wechseln und auf welche weiteren Kriterien Sie achten sollten. Mithilfe des Online-Tarifrechners können Sie gezielt nach Öko-Strom suchen.
Weitere Infos im WWW:
Weitere Informationen zum Herunterladen:
- Ökostrom-Label im Überblick
Hier können Sie die genauen Kriterien der oben genannten Ökostrom-Labels miteinander vergleichen.
(PDF-Datei / 70,83 KB)