Wenn Monster und ein Schneider gemeinsam Eis essen

Gütersloh/Harsewinkel/Langenberg/Versmold, 12.07.2018. Fische und Bären, Zicken und Pechvögel, Wissenschaftler und ein tapferes Schneiderlein sind derzeit auf der Playlist von theaterspielenden Kindern an vier Grundschulen im Kreis Gütersloh ganz oben. Die Schülerinnen und Schüler, die erst kürzlich nach Deutschland zugewandert sind, nehmen am Projekt ‚Theaterpädagogik und Sprachförderung‘ des Kommunalen Integrationszentrums Kreis Gütersloh teil.

Theaterpädagogin Claudia Bieber und Katrin Muster (AWO Kreisverband Gütersloh)
Gemeinsame Abstimmungen vor der Generalprobe am runden Tisch (v.l.): Theaterpädagogin Claudia Bieber, Katrin Muster (OGS-Koordinatorin und Schulsozialarbeiterin des AWO Kreisverbandes Gütersloh am Grundschulverbund Langenberg) sowie Schülerinnen und Schüler des Grundschulverbundes Langenberg. Foto: Kreis Gütersloh

Am Grundschulverbund Langenberg erzählen Jungen und Mädchen das Märchen des tapferen Schneiderleins mit eigenen Worten und eigenem Ende: Der König und der Schneider stellen fest, dass Kämpfen doof ist. Da gehen Soldaten, Monster, der König und der Schneider doch lieber gemeinsam Eis essen. Die Theaterpädagogin Claudia Bieber ermutigt und unterstützt die Kinder, sich mit ihren eigenen Ideen einzubringen. Nach einem langen Schultag und Hausaufgaben verlangt es den Kindern oftmals viel Konzentration ab, sich auf das Theaterspielen einzulassen. Umso wichtiger ist es, dass der Theaterkurs am Nachmittag in einer lockeren Atmosphäre stattfindet. "Spaß tut gut", fasst ein junger Schauspieler zusammen, der gerade mit einem spontanen Wortspiel das Ensemble zum Lachen bringt. "Wir haben eine sehr gute Sprachförderung an der Schule. Aber es ist noch etwas anderes, Sprache vor einem großen Publikum beim Schulfest auszuprobieren. Die Kinder gewinnen dadurch an Selbstbewusstsein", meint Katrin Muster, OGS-Koordinatorin und Schulsozialarbeiterin des AWO Kreisverbandes Gütersloh am Grundschulverbund Langenberg. Bieber ergänzt: "Einige Kinder verfügten zu Probenbeginn über geringe Deutschkenntnisse, weil sie erst seit kurzem in Deutschland waren. Durch ihren Spaß am Spielen und ihr Talent, entwickelten sie sich auch sprachlich in diesem Projekt weiter." "Das sind tolle Entwicklungen, die wir bei unseren Maßnahmen der Durchgängigen Sprachbildung immer wieder erfahren", freut sich Vera Lengersdorf, pädagogische Mitarbeiterin im Kommunalen Integrationszentrum, die sich vom kreativen Spiel mit Sprache und Körper bei einer Probe überzeugen konnte.

Kinder des Grundschulverbundes Langenberg proben ihre Rollen als Monster.
Kreischen erwünscht: Schüler und Schülerinnen des Grundschulverbundes Langenberg proben ihre Rollen als angsteinflößende Monster. Foto: Kreis Gütersloh

Die Maßnahme "Theaterpädagogik und Sprachförderung für neuzugewanderte Schülerinnen und Schüler", welche vom Kreis im zweiten Jahr finanziert wird, findet dieses Schuljahr noch an drei weiteren Grundschulen statt. In Harsewinkel erarbeitete die VHS Reckenberg-Ems mit der Theaterpädagogin Christine Ruis mit neuzugewanderten Kindern der Kardinal-von-Galen-Schule Szenen zu der 'Geschichte vom Löwen, der nicht schreiben konnte'.

An der Sonnenschule in Versmold führt wiederum die AWO mit Claudia Bieber einen Kurs durch. Die Kinder haben ein eigenes Stück zu einem typischen Tagesablauf an der Schule und dem Ganztag verfasst. Selbstgewählt wurden Rollen als Zicken, Pechvögel, vermeintlich Dumme und Wissenschaftler.

Kinder der Grundschule Blankenhagen proben ihren Auftritt zusammen mit Theaterpädagogin Julia Focke
Spektakel in der Bärenhöhle: Kinder der Grundschule Blankenhagen in Gütersloh üben für die Theateraufführung beim OGS-Abschlussfest mit Theaterpädagogin Julia Focke (l.). Foto: L. Reese/D. Güthenke

An der Grundschule Blankenhagen in Gütersloh treffen sich seit Mitte April zehn Kinder gemeinsam mit den Theaterpädagoginnen Julia Focke und Lisa Reese. Das Sozialpädagogische Institut Gütersloh führt dort die Maßnahme "Spektakel im Theater" durch. Thematisch dreht sich alles um Tiere und den Wald. So waren bereits die verschiedenen Fortbewegungsarten der Tiere Thema, ebenso wie deren Geräusche. Es wurden unterschiedliche Waldgeschichten erzählt und gespielt und ein großer Wald fürs Bühnenbild gemalt. Im Rahmen der gemeinsamen Theaterarbeit wird nicht nur auf der Bühne und bei den verschiedenen Spielen und Übungen zur Vorbereitung viel gesprochen und gesungen, sondern vor allem gibt es auch am Rande des Theatergeschehens stets Zeit, Fragen zu stellen und zu beantworten. Zum jetzigen Zeitpunkt wissen die Kinder der Gruppe schon, welche Tiere sie am besten finden, nur welche Geschichte sie am Ende auf die Bühne bringen, das bleibt bis zur Aufführung am Freitag, 13. Juli, offen. Klar ist schon mal, es wird eine Bärenhöhle darin vorkommen.